HomeKinoEmpfohlene FilmeEmpfohlene Action FilmeSomething In The WaterKritik: Something In The Water
Something In The Water
Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
2,0
lau
Something In The Water
Ein Junggesellinnenabschied vs. 300 messerscharfe Zähne
Von Lutz Granert
Mit dem Netflix-Original „Im Wasser der Seine“ startete erst kürzlich ein Hai-Thriller, der während der letzten Vorbereitungen zu den Triathlon-Weltmeisterschaften in Paris spielt. Nicht nur, dass die mäßige Wasserqualität des Flusses bei den Triathlon-Wettkämpfen der Olympischen Spiele in Paris wenige Wochen später tatsächlich immer wieder für Schlagzeilen (und Verschiebungen) sorgte. Die französische Produktion legte mit 41 Millionen Abrufen in den ersten fünf Tagen auch einen Rekordstart für einen nicht-englischsprachigen Film auf der Streaming-Plattform hin. Gutes Timing ist eben auch für Hai-Horror manchmal alles, wobei sich das zeitliche Andocken an das sportliche Großereignis offensichtlich als besonders clever erwies.
Im Vergleich dazu verfängt ein (fast) komplett weiblicher Cast, der von gefräßigen Raubfischen dezimiert wird, als Alleinstellungsmerkmal sicherlich ungleich weniger. Der britische Hai-Survival-Thriller „Something In The Water“, das durchwachsene Regiedebüt von Effektdesignerin Hayley Easton Street („Zorn der Titanen“), fährt nach einer vielversprechenden und knallbunten ersten halben Stunde nur noch überraschungsfreie Genre-Klischees auf. Wobei sich, ebenfalls ein Tierhorror-Standard, auch noch das ein oder andere Logikloch hinzugesellt.
Die psychisch angeknackste Meg (Hiftu Quasem) wird zur Hochzeit ihrer guten Freundin Lizzie (Lauren Lyle) auf die Dominikanische Republik eingeladen. Dort trifft sie neben der perfektionistischen Braut in spe auch noch auf die tough-überdrehte Cam (Nicole Rieko Setsuko), die bodenständige Ruth (Ellouise Shakespeare-Hart) sowie ihre eigene Ex-Freundin Kayla (Natalie Mitson), von der sie sich vor einem Jahr nach einem homophob motivierten Angriff getrennt hat. Am Vortag der Hochzeit bricht das Frauenquintett auf einem kleinen Boot zu einer einsamen Insel auf. Doch als eine von ihnen von einem Hai verletzt wird und anschließend auch noch das leckgeschlagene Boot sinkt, verwandelt sich der Junggesellinnenabschied in einen Kampf ums nackte Überleben...
Vor fast 50 Jahren lehrte ein Raubfisch einer ganzen Kino-Generation das Fürchten. „Der weiße Hai“ entfaltete seine schockierende Wirkung gerade dadurch, dass das blutige Grauen unvermittelt in das belebte und harmlose Treiben am Strand des Badeorts Amity hereinbrach. Auf einen ähnlichen Effekt setzt nun auch „Something In The Water“. „Antboy“-Kameramann Niels Reedtz Johansen kitzelt mit hoher Farbsättigung und strahlenden Farben in der ersten halben Stunde jede erdenkliche Postkartenansicht aus dem Schauplatz (gedreht wurde auf der Dominikanischen Republik) heraus – nur um die Urlaubsidylle mit Meer, Strand und Palmen anschließend innerhalb weniger Minuten in sich zusammenkrachen zu lassen: Der erste Haiangriff im seichten Wasser samt zünftiger Gore-Einlage eines halbverspeisten Unterschenkels erwischt das Publikum tatsächlich wie eine eiskalte Dusche.
Nur fällt Drehbuchautorin Catrin Clarke danach trotz einer knappen Laufzeit von nur 85 Minuten kaum mehr etwas ein. Bei der überhasteten Rückfahrt streift das Boot ein Korallenriff – und das Damenquintett erleidet Schiffbruch. Handyempfang, Funkgerät, Rettungsboot oder Leuchtrakete sind entsprechend bekannter Survival-Thriller-auf-offener-See-Klischees Mangelware. Da wittern die in wenigen schnell geschnittenen Szenen unnatürlich hektisch attackierenden und mäßig getricksten CGI-Haie natürlich leichte Beute. Sich wiederholende Drohnenaufnahmen aus großer Höhe zeigen die Verlorenheit im scheinbar endlosen Ozean, der in vielen Einstellungen aber nicht nur über die Hälfte der Leinwand, sondern hin und wieder auch über Logiklöcher schwappt. Zumindest ist es schon etwas fragwürdig, warum ein gezeitenabhängig aus dem glasklaren Wasser ragendes Korallenriff als temporäre Rettungsinsel lange Zeit unentdeckt bleibt und nächtliche Stürme auf offener See scheinbar unbeschadet überstanden werden.
Wenn sich die Freundinnen in Anbetracht des nahenden Todes etwas ermüdend aussprechen, bevor sich das Wasser unter ihnen ohne allzu großes Getöse rot färbt, erinnert „Something In The Water“ bisweilen an den bewusst minimalistischen Indie-Superhit „Open Water“ (2003). Der konnte seine inhaltlichen Beschränkungen damals allerdings noch mit einer betont authentischen Atmosphäre überspielen. Eine vertane Chance ist auch das (fast) komplett weibliche Ensemble: Einen feministischen Spin sucht man vergebens, die Charakterzeichnung der Protagonistinnen bleibt mit einer Ausnahme flach. Allein Hiftu Quasem, bekannt aus der britischen Comedy-Serie „Ten Percent“, sticht hier deutlich heraus. Als traumatisierte Protagonistin, die im Alltag nur mithilfe einer Entspannungs-App klarkommt und gerade bei ruckhaften Bewegungen mit Triggern zu kämpfen hat, liefert sie eine überzeugende Performance ab.
Fazit: Im Zeitalter von Riesen-Raubfischen („Meg“) und intim-minimalistischen Überlebenskämpfen („The Shallows“) fehlt hier einfach das nötige Alleinstellungsmerkmal, um sich von anderen Hai-Horrorfilmen abzuheben. Stattdessen dümpelt „Something In The Water“ mit nur einer deftigen Gore-Einlage, viel Leerlauf und wenig Survival-Action die meiste Zeit in seichten Gewässern herum.
Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
- Die neuesten FILMSTARTS-Kritiken
- Die besten Filme
Das könnte dich auch interessieren